Am 5. Februar wird in Finnland der “Runeberg-Tag” (Runebergin päivä) gefeiert. Und an diesem Tag werden traditionell auch Runeberg-Törtchen gegessen. Auf Finnisch Runebergintorttu. Im Plural -tortut.
Und wem verdankt dieses leckere Gebäck mit einem Auge aus Zuckerglasur und Himbeerkonfitüre diesen Namen?
Runeberg Törtchen sind nach dem finnlandschwedischen Dichter Runeberg bennant. Johan Ludvig Runeberg wurde am 5. Februar 1804 in Pietarsaari/Jakobstad geboren und ist am 6. Mai 1877 in Porvoo gestorben. Sein Gedicht Maamme(Unser Land) übersetzt auf Finnisch, wurde später zur Nationalhymne Finnlands. Warum übersetzt? Runeberg dichtete auf Schwedisch und kannte nur ein Paar Brocken Finnisch. Aber auf Schwedisch kämpfte er für die finnische Unabhängigkeit und den Nationalgeist. Um es kurz zu fassen, Runeberg ist wie ein finnischer Goethe.
Schon Anfang Januar sind die Runeberg-Törtchen in ganz Finnland erhältlich und werden zum Gedenken einen der größten Schriftsteller des Landes gegessen.
Der Legende nach hat Fredrika Runeberg, die Ehefrau des Dichters das Gebäck erfunden haben. Friederike, auch Schriftstellerin und Kochbücher- Autorin hatte mit dem Dichter acht Kinder. Sparsam und innovativ steckte sie die Reste von weihnachtlichen Lebkuchen Piparkakku und Semmelbrösel in den Teig. Und tränkte sie das Gebäck mit Punsch oder Mandellikör, damit es nicht zu trocken war. Das Ergebnis war so lecker, dass Herr Runeberg jeden Tag nach den Törtchen verlangen haben soll. Und das bis zu seinem Tode.
Oder war es Lars Astenius, ein Konditor aus Porvoo, der diese Törtchen kreiert hat? Die Meinungen sind gestritten.
In jedem Fall mit den Törtchen feiert man den Geburtstag des Dichters Runeberg.
Und warum ich jetzt mitten im Mai von Herrn Runeberg erzähle?
Ich habe diese leckeren Törtchen für die kulinarische Weltreise mit volkermampft nach Finnland gebacken. Es ist schon mein zweies Rezept für dieses Kochevent. Das erste waren Kampanisu aus dem hohen Norden( Lappland). Leckeres Kammgebäck, sehr zart und buttrig.
Aber bevor Du mit der finnischen Küche loslegst, habe ich zwei wichtige Tipps:
1. Die Mengenangaben in den finnischen Rezepten sind nicht etwa in Gramm angegeben, wie es bei uns üblich ist, sondern in Dezilitern. Bei der Flüssigkeit ist es noch einfach: ein Deziliter entspricht 100 Millilitern. Aber mit dem Mehl und Zucker geht es nicht so einfach. Also wie in jedem finnischen Haushalt, unbedingt einen Messbecher besorgen.
2. Für die Törtchen braucht man besondere Backförmchen, die selbst in Finnland nicht so leicht zu kaufen sind. So habe ich einfach ein Muffin- Backblech genommen. Und aus dem Backpapier hohe Streifen geschnitten. Und am Rand mit der Margarine zusammengeklebt. Und diese Papier- Ringe oder Förmchen in die Muffin- Mulden rein gestellt. Vorsichtig mit dem Teig zu 3/4 gefüllt und in den Ofen gestellt. Du kannst aber Dessertringe auskleiden oder Mini- Runebergertörtchen in Muffins backen. Oder sogar Papierkaffeebecher benutzen. Vielleicht ist das auch eine Lösung?
Und was ich noch sonst anders als Friederike Runeberg gemacht habe? Ich hatte gerade keine Piparkakku Brösel zur Hand, so habe ich einfache Butter- Kekse mit dem Nudelholz klein gemacht. Und ordentlich mit Zimt und Muskat gewürzt. Statt Himbeerkonfitüre gab es selbstgemachtes Johanissbeer- Gelee. Und auf das Tränken habe ich ganz verzichtet. Trotzdem waren die Törtchen sehr weich und saftig. Und wenn Du jetzt neugierig auf weitere finnische Rezepte bist, unten gibt es eine Liste von meinen Mitreisenden.
Runeberg Törtchen
Diese finnischen Törtchen werden zum 5. Februar, dem Geburtstag von Johan Ludwig Runeberg, zum Kaffee serviert.
Ingredients
- 150 g Butter
- 1 dl Zucker
- 0, 5 dl Brauner Zucker
- 2 Eier
- 0, 5 dl gemahlene Mandeln
- 1, 5 dl gemahlene Kekse z.B. Lebkuchen, Haferkekse, Semmelbrösel
- 2, 5 dl Weizenmehl
- 1 TL Backpulver
- 1 dl Schlagsahne
- eventuell 1- 2 Tropfen Bittermandel- Aroma oder Amaretto
- Zum Verzieren:
- 6 EL Himbeerkonfitüre
- 100 g Puder- Zucker
- 2 EL Zitronensaft
- eventuell: Rum oder Mandellikör zum Tränken
Instructions
Zubereitung:
Die weiche Butter und die beiden Zucker schaumig rühren.
Die Eier einzeln hinzufügen und gut durchrühren.
Die trockenen Zutaten: gemahlene Mandeln, Kekse, das Mehl und den Backpulver miteinander vermischen und zusammen mit der Sahne in den Teig geben.
Nach Belieben etwas Bittermandelöl oder Amaretto hinzufügen.
Den Teig in hohe runde Backförmchen zu 2/ 3 füllen. Bei 175 Grad etwa 20 Minuten backen. Abkühlen lassen.
Eventuell mit Rum oder Punsch tränken.
Die Himbeerkonfitüre in die Mitte der Törtchen geben. Jetzt den Zuckerguss zubereiten. Puderzucker und Wasser miteinander verrühren und in einen Spritzbeutel füllen. Kreisförmig um die Konfitüre geben.
Notes
Umrechnung dl= g 1 dl Zucker etwa 90 g, brauner Zucker etwa 60 g, 1 dl Mehl etwa 60 g, 1 dl Mandeln etwa 65 g
Weitere finnische Rezepte von meinen Mitreisenden:
Regina von bistroglobal mit Rahkapulla Finnische Quarkkuchen
Britta von Brittas Kochbuch mit Poronkäristys (Rentiergeschnetzeltes aus Finnland)
Britta von Brittas Kochbuch mit Talvinen salaatti (Finnischer Wintersalat)
Britta von Brittas Kochbuch mit Lohikeitto (Finnische Lachssuppe)
Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Sima und Munkki zum finnischen Maifeiertag und Hernekeitto ja Pannukakku – finnische Erbsensuppe und Ofenpfannkuchen
Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum mit Korvapuusti – Finnische Zimtschnecken
Michael von SalzigSüssLecker mit Runebergintorttu (Finnische Runeberg-Törtchen)
Ulrike von Salon Matilda mit Britakakku, Finnland, Urlaubsvorfreude
Ulrike von Küchenlatein mit Finnlands Roggenbrot – Ruisreikäleipä
Friederike von Fliederbaum mit Korvapuusti oder süße finnische „Ohrfeigen“
Simone von Zimtkringel mit Karelische Blini
Britta von Backmaedchen 1967 mit Pikkupullat-weiche süße Brötchen aus Finnland
Anja von GoOnTravel.de mit Traditioneller Genuss: Rahkapulla – Der klassische finnische Quarkkuchen
Tina von Küchenmomente mit Kylmäsavulohipiirakka – Finnische Lachs-Quiche
Volker von Volkermampft mit Makaronilaatikko – Finnischer Makkaroni-Auflauf
Eure Edyta
11 Comments
Ulrike
16 Mai 2023 at 15 h 53 minIch bin die Freundin der Waage und wiege alles, auch Nutella… Jetzt auch noch metrische Messbecher? Wohin soll das noch führen😉
Edyta
16 Mai 2023 at 16 h 01 minWie in den amerikanischen Rezepten. Ineinander schachtelbare Kunststofflöffel fast wie russische Holzpuppen Matrjoschka 🙂
Ulrike von Salon Matilda
18 Mai 2023 at 18 h 29 minIch kann mich jetzt gar nicht entscheiden, ob ich deine Kampanisu oder die Runeberg-Törtchen zuerst ausprobieren möchte. Mal schauen… Danke für das Rezept!
Edyta
19 Mai 2023 at 9 h 22 minKampanisu sind jetzt unseres Lieblings- Gebäck geworden. Und als ich die Rezepte für die Runeberger- Törtchen gelesen habe, dachte, sie schmecken wie die polnischen Rum- Babkas. Von wegen. Eine ganz andere Geschmacksrichtung. Aber auch lecker 🙂 Liebe Grüße
Edyta
Petra aka Cascabel
19 Mai 2023 at 10 h 18 minDie sehen ja bildhübsch aus! Danke auch für die interessante Entstehungsgeschichte.
Christine
23 Mai 2023 at 15 h 05 minDie Törtchen sehen toll aus! Für uns wäre es diesen Sommer fast nach Finnland gegangen, dann hätte ich sie evtl mal live probieren können (es wurde dann letztlich ein anderes skandinavisches Land).
Britta
28 Mai 2023 at 9 h 56 minDie Runeberg-Törtchen sehen echt verführerisch aus. Ich habe Muffinformen aus Silikon, die sind etwa doppelt so hoch wie die Mulden eines Muffinblechs. Darin könnte man diese Törtchen auch machen.
Liebe Grüße
Britta
Edyta
30 Mai 2023 at 14 h 14 minLiebe Britta,
es ist eine tolle Lösung, ich werde danach Ausschau halten 🙂
LG Edyta
Anja
29 Mai 2023 at 16 h 21 minOh mein Gott sehen die niedlich aus. Aber welcher Backform gibt es dafür, dass sie so hoch werden?
LG Anja
Edyta
30 Mai 2023 at 14 h 13 minLiebe Anja, ich habe selber Ringe aus der Alufolie gebastelt und in die Muffin- Form gesteckt. Man braucht nicht für jedes Gebäck eine neue Backform zu kaufen 🙂
LG Edyta
Regina
14 Juni 2023 at 19 h 19 minSuper lecker sehen die Runeberg-Törtchen aus.